2. Kapitel (4)
Endlich erreichte er die schöne Stadt Florenz. Es war der erste Mai; er verließ hastig den Gasthof und begab sich zum Schauplatz des Geschehens. Als er sich näherte, merkte er, daß die Straßen verstopft waren von den Menschenmassen, die zu dem gleichen Platz strömten. Da er sich in der Stadt nicht auskannte, hielt er es für sinnvoller, der Herde nachzulaufen, als zu versuchen, den Weg selbst zu finden. Die Menge schob ihn vorwärts und schließlich tauchte der Arno auf. Auf dem Fluß wimmelte es von Schiffen, auf denen man Gerüste errichtet hatte, verhangen mit schwarzem Stoff. Dieser Hintergrund brachte die Flammen zur Geltung, die sonst im hellen Sonnenlicht verblaßt wären. Inmitten der Flammen wanden sich unförmige Gestalten, einige mit brennenden Hörnern, Hufen und furchtbaren Flügeln; andere verkörperten gequälte Seelen im Fegefeuer; die Luft war erfüllt vom Geschrei und dem dämonischen Lachen der Schauspieler. Das höllische Drama wurde lebensecht dargestellt, und die schreckliche Szene war deshalb so wirkungsvoll, weil sie nur das wiedergab, was sich die Zuschauer in ihrer Phantasie ohnehin ausmalten – in den grellen Farben eines Glaubens, der in unserer lethargischen Zeit unvorstellbar ist.
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