2. Kapitel (5)
Castruccio überlief es eiskalt, die Szene vor seinen Augen erschien ihm für einen Moment eher als Wirklichkeit denn als Schauspiel, der Arno kam ihm vor wie ein gähnender Abgrund, der sich aufgetan hatte, um die Geheimnisse der Hölle zu offenbaren, als plötzlich ein gewaltiges Krachen den Lärm der Darbietung zehnfach übertönte. Die Brücke von Carraia, auf der eine unzählbare Menge stand und auf den Fluß schaute, stürzte ein. Castruccio sah, wie ihre Pfeiler wankten und die Bögen erbebten. Mit einem plötzlichen Aufschrei streckte er die Arme aus, als könne er diejenigen retten, die auf ihr standen. Sie fiel mit einem Getöse in sich zusammen, das von den Häusern am Arno und sogar von den Hügeln rund um das Tal widerhallte, es ertönte bis zum Himmel hinauf, begleitet von fürchterlichen Schreien und Stimmen, die die Namen derer riefen, die sie nie wiedersehen würden. Das Chaos war unbeschreiblich. Einige flohen, andere drängten zum Ufer, um den Unglücklichen zu helfen; alle waren – ebenso wie er selbst – von einer abergläubischen Angst erfüllt, weil sie die furchtbaren Geheimnisse ihrer Religion verspottet hatten, und schrien wild durcheinander. Castruccios Heldenmut verließ ihn; als sich in der Menge eine Lücke auftat, nutzte er sofort die Gelegenheit, um in eine Seitenstraße zu gelangen. Er rannte, so schnell er konnte, während ihm noch die Knie zitterten, und entfloh dem Platz, den er am Morgen so voller Vorfreude aufgesucht hatte. Das Geschrei wurde leiser, und er verlangsamte sein Tempo.
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