2. Kapitel (6)

Sein erster Gedanke, als er wieder zu Atem gekommen war, war: „Ich bin der Hölle entronnen!“ Er sah eine offene Kirchentür und trat ein. Ihm war, als sei er auf der Flucht vor den Mächten des Bösen, und wenn er Schutz brauchte, wo sollte er ihn zuversichtlich suchen, wenn nicht in einem Tempel, in dem der gute Gott des Universums verehrt wurde? Er fühlte sich, als sei er der Hölle entronnen und direkt in den Himmel gekommen. Erst das Getümmel, das schreckliche Schauspiel vorgetäuschter Qualen, das überirdische Poltern, das wie Donner vom Himmel dröhnte, und die Schreie der Sterbenden – und dann die Stille der leeren Kirche, der schwache Duft des Weihrauchs und die wenigen stillen Kerzen, die auf dem hohen Altar brannten. Castruccio empfand Ehrfurcht, als er den Gang hinaufschritt, und sein Gewissen war in diesem Augenblick sehr wach. Er machte sich bittere Vorwürfe, weil er seinen Vater verlassen hatte. Als ihm der Gedanke „Wenn ich auf der Brücke gewesen wäre!“ durch den Kopf schoß, konnte er sich nicht mehr beherrschen; Tränen liefen ihm über die Wangen und er schluchzte laut.

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