2. Kapitel (9)
Antonio dei Adimari genoß die Ruhe im Kreise seiner Familie. Letztere Familie bestand aus seiner Frau, zwei Söhnen und einer Tochter, die nur zwei Jahre jünger war als Castruccio. Er und Euthanasia waren fast von der Wiege an zusammen erzogen worden. Sie waren Hand in Hand durch die wilden Berge und Kastanienwälder gewandert, die das Schloß ihrer Mutter umgaben. Sie lernten gemeinsam und amüsierten sich gemeinsam, und es war ein harter Schlag für beide, als das Exil der Antelminellis sie trennte. Euthanasias Seele war ein tiefer Brunnen der Liebe. Sie nahm es besonders schwer, und auch nach Monaten, ja sogar nach Jahren hatte sie den Spielkameraden ihrer Kindheit nicht vergessen und würde es auch nie. Zum Zeitpunkt ihrer Trennung wurde Adimari von dem schlimmsten Unglück heimgesucht, das einen Gelehrten treffen konnte – Blindheit. Die Krankheit wurde chronisch und nach einem Jahr sah er nichts mehr von der schönen Welt, sondern nur noch undurchdringliche Finsternis. In diesem Zustand war Euthanasia sein einziger Trost. Da er sich nicht um die Erziehung seiner Söhne kümmern konnte, schickte er sie an den Hof von Neapel, an dem er sich einst aufgehalten hatte und an dem er noch viele Freunde hatte. Nur seine Tochter blieb und heiterte ihn mit ihrem Geplauder auf, denn seine Frau, die Gräfin, war eine Frau von hoher Geburt und hatte kein Verständnis für seine sitzenden Tätigkeiten.
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