3. Kapitel (13)
Guinigi hatte ein Ziel im Blick – er wollte in seinem Schüler die Liebe zum Frieden und zum Landleben wecken. Eines Tages standen sie auf dem Gipfel des Monte Selice, einem kegelförmigen Hügel zwischen Este und Padua, und Guinigi wies auf das umliegende Land. „Was für ein Paradies!“ sagte er. „Jetzt ist es noch kahl, aber im Sommer, wenn sich das Korn im Wind wiegt und die Wege von reifen Trauben übersät sind, wenn Ihr überall seht, wie glückliche Bauern ihre wunderschönen Ochsen zu ihrer leichten Arbeit führen und Sonne, Wind und Regen daran arbeiten, dem Menschen alles zu geben, was er braucht, und alles grünt und blüht – dann ist es ein Flecken Erde, an dem der Schöpfer der Welt innehalten und mit seiner Arbeit zufrieden sein könnte. Wie anders war das noch vor ein paar Jahren! Ihr habt sicher von Ezzelino gehört, dem Tyrannen von Padua. Unter seiner Herrschaft schwammen die Flüsse in Blut und die unglücklichen Bauern mußten zusehen, wie die eindringenden Soldaten ihre Felder mit dem Schwert abernteten! Seht Euch die Bauern auf der Straße dort drüben an – sie treiben ihr Vieh vor sich her, das mit Blumen geschmückt ist, und tragen ihre Sonntagskleider. Es ist eine feierliche Prozession, ihre Ochsen sollen vom heiligen Antonius gesegnet werden, um sie vor Unheil zu schützen. Vor ein paar Jahren sind keine Bauern, sondern Soldaten diese Straße entlang marschiert. Ihre lückenlosen Reihen zeigten ihre ausgezeichnete Disziplin, ihre Instrumente erfüllten die Luft mit Triumphmusik, die Ritter spornten ihre Pferde an, die stolz die Hälse reckten und sich an ihrer Aufgabe zu freuen schienen. Was hatten sie vor? Eine Stadt niederzubrennen, die Alten, Hilflosen, die Frauen und Kinder umzubringen und die Früchte des Friedens zu zerstören. Als sie ihr grausames Werk vollbracht hatten, hatten die arme Tröpfe, die überlebt hatten, kein Obdach mehr – nur noch kahle schwarze Mauern, die vorher schöne Häuser gewesen wären.“
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