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Es werden Posts vom März, 2025 angezeigt.

5. Kapitel (14)

Aber wenn erst eine Armee gebildet wurde, die diszipliniert ist und Erfolg hatte, ist die Zeit gekommen, den Krieg gegen Verhandlungskunst einzutauschen und Euch Euren Weg zu bahnen wie ein Maulwurf, ohne Spuren zu hinterlassen, bis Eure Macht triumphierend dort zum Vorschein kommt, wo sie am wenigsten erwartet wird. Verteilt nicht verschwenderisch Gold, denn das bedeutet Macht, während Ihr es besitzt, aber Schwäche, wenn es sich in den Händen anderer befindet. Aber Bündnisse, Ehen, Ehrungen und Versprechen öffnen die Türen zu unseren Landsleuten. Mit diesen Mitteln kann ein einziger Herrscher Zwietracht und Verrat im Lager des Feindes säen. Das hat zu meinem Sturz geführt – daß ich nicht auf meine eigene Stärke, sondern auf die meiner Verbündeten vertraut habe.

5. Kapitel (13)

„Ihr, mein lieber Castruccio“, sagte Scoto, „werdet bald in Euer Heimatland zurückkehren, wo Euch dank Eurer Talente und Fähigkeiten eine glänzende Laufbahn offensteht. Ein Krieger, der Weisheit und Soldatentum vereinbaren kann, wird in Italien zumindest zeitweise Erfolg haben, und wenn er klug ist, wird er nicht unbedingt stürzen wie ich. Ein Befehlshaber in Italien sollte darauf achten, daß sein Gefolge hinter ihm steht und gut ausgerüstet ist, und dafür sorgen, daß seine Feinde ihn fürchten. Das ist der erste Schritt – ohne ihn ist die Macht auf Sand gebaut. Über viele Städte zu herrschen, bedeutet nichts im Augenblick der Gefahr, denn wenn man sie nicht mit Eisen im Griff hat, findet Gold seinen Weg in die Ratsversammlungen der Bürger. Wehe dem Herrscher, der nur durch den Volkswillen regiert, einen Willen, der unbeständiger und trügerischer ist als die berüchtigte Treulosigkeit der Frauen.

5. Kapitel (12)

Bisher war der junge Mann die Unschuld selbst gewesen und hatte nur an Ehre gedacht. Er trug das Herz auf der Zunge, sein Schamgefühl ließ ihn immer rechtzeitig vor Verrücktheiten zurückschrecken, und rohe Gewalttaten hätte ein so weichherziger Mensch wie er ohnehin nie begangen. Der Hof von England hatte seine moralischen Prinzipien etwas aufgeweicht, aber immerhin hatte er dort nicht Heuchelei und die Tricks eines Politikers gelernt. Immer noch war er zielbewußt und nicht vom Pfad der Tugend abgekommen. Aber neunzehn ist ein gefährliches Alter – wehe dem Jugendlichen, der sich einem fähigen Lehrmeister anvertraut! Anfangs hörte Castruccio Scoto nur mit halbem Ohr zu, aber die ständige Wiederholung und seine eigene Formbarkeit gaben dem Redner Macht.

5. Kapitel (11)

Die Punica fides hatte ihren Weg über das Mittelmeer gefunden; in italienischen Palästen schreckte man vor keiner Bosheit und Hinterlist zurück. Am Hof des Papstes kamen Höflinge und gerissene Politiker zum Vorschein wie aus einem vergifteten Brunnen, Menschen, die nicht zuließen, daß diese Kunst wegen Lehrermangels ausstarb. Scoto hatte mit dieser Politik mehr Erfolg gehabt als jeder andere, und nun weihte er Castruccio in die Geheimnisse dieser Künste ein.

5. Kapitel (10)

König Philipp selbst war Zeuge seines Könnens geworden; er hatte gesehen, wie Castruccio eine Truppe anführte und es ihm gelang, das Kriegsglück am Ende einer Schlacht zu Frankreichs Gunsten zu werden. Der König bezeugte seine Dankbarkeit mit Lob und Belohnungen, und der entzückte Castruccio triumphierte. Scoto war im Winter in einer der flämischen Städte stationiert, und Castruccio wurde an den Pariser Hof eingeladen. Er nahm die Einladung an und verbrachte ein paar Wochen in Philipps Palast, um die Lustbarkeiten zu genießen, die dort geboten wurden. Seine Schönheit und Anmut erregten die Aufmerksamkeit der Damen, und sein Ruf als Kriegsheld brachte ihm die Anerkennung des französischen Adels ein. Gegen Ende des Winters kehrte er zu Scoto zurück, der ihn sehr schätzte. Der General war begeistert davon, einen so aufmerksamen Zuhörer an seinen Erfahrungen teilhaben zu lassen. Er wollte den Geist des Mannes formen, denn er sah voraus, daß dieser eines Tages in der italienischen Gesells...

5. Kapitel (9)

Castruccio hatte nun den fröhlichen Müßiggang des englischen Hofes gegen das Leben eines Soldaten eingetauscht, und am nächsten Tag begannen seine militärischen Pflichten. Scoto überreichte ihm eine Rüstung, eine der kostbarsten, die er besaß. Dazu gehörte eine kleine eiserne Kappe, die man unter dem Helm trug. Der Helm selbst bestand aus poliertem Eisen mit Verzierungen aus Gold, und das Kettenhemd war aus dem gleichen wertvollen Material angefertigt. Der Brustpanzer war fein modelliert und über die Schultern hinweg mit dem Rückenpanzer verbunden, der nicht so kunstvoll gestaltet war. Die Beinschienen waren ebenfalls prächtig und blitzten golden, sein Schwert war ein Meisterwerk der Schmiedekunst, und die geschmückte Scheide hing an einem bestickten Tuch; ein Schild und eine gute Lanze vervollständigten seine Ausrüstung. Sein Pferd, ein starkes, schweres Schlachtroß, stammte aus Scotos Zucht. Am nächsten Tag brach das Lager auf. Es wäre sinnlos, diesen Feldzug in allen Einzelheiten z...