5. Kapitel (12)
Bisher war der junge Mann die Unschuld selbst gewesen und hatte nur an Ehre gedacht. Er trug das Herz auf der Zunge, sein Schamgefühl ließ ihn immer rechtzeitig vor Verrücktheiten zurückschrecken, und rohe Gewalttaten hätte ein so weichherziger Mensch wie er ohnehin nie begangen. Der Hof von England hatte seine moralischen Prinzipien etwas aufgeweicht, aber immerhin hatte er dort nicht Heuchelei und die Tricks eines Politikers gelernt. Immer noch war er zielbewußt und nicht vom Pfad der Tugend abgekommen. Aber neunzehn ist ein gefährliches Alter – wehe dem Jugendlichen, der sich einem fähigen Lehrmeister anvertraut! Anfangs hörte Castruccio Scoto nur mit halbem Ohr zu, aber die ständige Wiederholung und seine eigene Formbarkeit gaben dem Redner Macht.
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